Pressefoto 36 IfKom FinAF 2019 11 20 neu thumbDeutschland braucht insbesondere bei den Hochtechnologie-Produkten qualifizierte Ingenieure, um global wettbewerbsfähig bleiben zu können. Für diese Herausforderung ist die Ingenieurkompetenz zum einen im Hinblick auf die Technolgieentwicklung zu fördern und zum anderen die Verantwortung von Ingenieuren nachhaltig zu verbessern. Dies war kürzlich Thema eines Gesprächs zwischen IfKom – Ingenieure für Kommunikation und FinAF – Forschungsinstitut für nachhaltige Ausbildung von Führungskräften.

„Die technischen Produkte werden zunehmend komplexer und haben folglich Einfluss auf Unternehmensentscheidungen“, wies Dipl.-Ing. Heinz Leymann, Bundesvorsitzender der IfKom e. V. hin und ergänzte: „dies setzt mehr technisches Wissen voraus, und vor diesem Hintergrund sind Führungspositionen verstärkt durch Ingenieurinnen und Ingenieure zu besetzen“. Hierzu bedarf es aus der Sicht der IfKom eine stärker auf Managementaufgaben vorbereitende Ausbildung, in deren Verlauf möglichst praxisnah aufgezeigt wird, wie komplex unternehmerische Entscheidungen im Spannungsfeld von wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielsetzungen zu treffen sind. Um die Ingenieurkompetenz zu fördern, braucht es das richtige Equipment – und den Willen, sich den Fragen nach den Folgen und deren Kommunizierbarkeit konstruktiv zu stellen. Hierbei arbeiten die IfKom mit dem FinAF – Forschungsinstitut für nachhaltige Ausbildung von Führungskräften unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Ralph Dreher zusammen.

FinAF wurde 2018 mit dem Ziel gegründet, Ingenieurinnen und Ingenieure auf die Übernahme von Führungsverantwortung vorzubereiten. „Das Alleinstellungsmerkmal von FinAF ist, das Prinzip der Nachhaltigkeit zur zentralen Kategorie des Handelns in Führungspositionen zu erklären“, hob Prof. Dr. Ralph Dreher hervor und ergänzte: „Anders als in vielen anderen Fortbildungsmaßnahmen für angehendes Führungspersonal gibt FinAF konkrete Antworten auf die Frage, wie die Forderungen des von mir entwickelten „Leonardischen Eides“ erfüllt werden können. Der „Leonardische Eid“ fordert dabei neben der Folgenabschätzung ingenieurwissenschaftlichen Handelns auch eine Kommunikation über dieses Ergebnis und das Initiieren von konstruktiver Konfrontation mit gesellschaftlichen Interessen als wesentliches Merkmal von Ingenieurarbeit.“

Im Rahmen dieser Kooperation werden gemeinsam praxisnahe Module zur vorbereitenden Ausbildung von Führungskräften entwickelt. Diese könne sowohl in bestehende ingenieurwissenschaftliche Studiengänge integriert werden und in gleicher Weise auch als Elemente von berufsbegleitenden Qualifizierungen dienen.

Kernthese hierbei ist: Die nachhaltige Ingenieurkompetenz darf nicht nur auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet sein. Technikeinsatz muss zugleich als Schlüssel verstanden werden, der Chancen zu einer Minderung der Treibhausgasemission und des Rohstoffverbrauchs eröffnet. Ingenieurkompetenz heißt hier, zum einen die richtigen Unternehmensentscheidungen zu treffen mit dem Ziel, Klimaschutzkonzepte umzusetzen mit dem Prozess des Technikwandels, der Effizienzsteigerung und einer intelligenteren Produktionssteuerung. Zum anderen bedeutet aber Ingenieurkompetenz auch, offenzulegen, dass dieses nur durch einen anderen Technologieeinsatz (Stromtrassen, Windräder, Infrastrukturwandel) möglich sein kann – also Akzeptanz und eine Veränderung des persönlichen Lebensstils bedingt.

Nur wenn Gesellschaft und Ingenieurskunst zusammenwirken, wird es gelingen, dass Deutschland sich vom wenig schmeichelhaften Rang 27 im Klimaschutz-Index von 2019 wieder hocharbeitet.

Der Ingenieurnachwuchs in Deutschland, dem eine wesentliche Funktion zufallen wird, dieses zu leisten, bereitet IfKom und FinAF große Sorgen. Schon jetzt gibt es in vielen Bereichen der Gesellschaft einen großen Mangel an Ingenieurkräften mit negativen Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Gerade auf dem Infrastruktursektor wie Verkehrsinfrastrukturbau (Straße, Schiene und Wasserstraße), Wasserwirtschaft, Energiewirtschaft und Telekommunikation fehlt der dringend benötigte Ingenieurnachwuchs. IfKom und FinAF wollen mit Konzepten wie dem „Leonardischen Eid“ dazu beitragen, dass junge Menschen das Gestaltungspotenzial der Ingenieurwissenschaften für unsere eine Welt deutlicher erkennen und sich damit stärker als aktuell animiert fühlen, sich beruflich hier zu verorten.