street 789626 1280 prvwDie kenianische Stadtplanerin und Beraterin für nachhaltige Mobilität, Cyprine Odada, hat am 15. November im Entwicklungsausschuss eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen bei Stadt- und Verkehrsplanungsprojekten angemahnt. Zahlreiche Untersuchungen hätten gezeigt, dass sie Verkehrswege anders nutzen würden als Männer, weil sie sich in Afrika neben dem Job auch überwiegend um Kinder und Haushalt kümmerten, sagte sie in der öffentlichen Sitzung. Frauen würden häufiger als Männer kleine Wege erledigen, und dies in erster Linie zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber die Infrastruktur sei „von Männern für Männer gemacht“, urteilte Odada. So seien viele Bürgersteige zu schmal für Kinderwägen, Wege würden abends nicht oder nur unzureichend beleuchtet, was sie für Frauen unsicher mache. Weil Frauen öfter öffentliche Transportmittel nutzen müssten, sei es für sie teurer, außerdem seien Möglichkeiten zum Festhalten zu weit oben angebracht. „Wenn das Transportwesen nicht auf die Belange der Geschlechter eingeht, kann das eine Frage von Leben und Tod sein oder dazu führen, dass Frauen in Armut abdriften oder ihr nicht entkommen können“, betonte Obada, die sich auch im Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen (UN-Habitat) engagiert. Sie forderte, die öffentliche Förderung von Infrastrukturmaßnahmen davon abhängig zu machen, dass sie geschlechtersensibel sind. Dafür müssten geschlechtsspezifische Zielsetzungen bei der Stadt- und Verkehrsplanung definiert werden.

Heike Henn vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nannte die Stärkung der Mobilität von Frauen in Städten ein „zentrales Thema“ für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Es gehe dabei um den gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Beschäftigung und Dienstleistungen. Nicht nur würden die Bedürfnisse von Frauen in Stadt- und Verkehrsplanung bisher unzureichend berücksichtigt, auch in entsprechenden Planungsgremien sei ihre Perspektive bisher kaum repräsentiert. Das BMZ unterstütze daher die internationale „Transformative Urban Mobility Initiative“ (TUMI) und habe die Initiative „Women mobilise Women“ ins Leben gerufen. „Wir wollen die Ursachen dieser Benachteiligung strukturell beseitigen“, erläuterte Henn. Dafür müssten Verkehrssysteme für alle Bevölkerungsgruppen inklusiv gestaltet werden, „barrierefrei, bezahlbar und sicher“. Frauen sollten mehr Teilhabe am Verkehrssektor haben und stärker an der Planung von Projekten beteiligt werden. Außerdem soll es mehr Forschung geben, um evidenzbasierte Lösungen zu entwickeln.

Quelle: Deutscher Bundestag