Der neue Forschungsmonitor der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring beleuchtet die Sichtweise eines exklusiven Kreises von Forschenden in Deutschland. Die Umfrage unter den von der Stiftung ausgezeichneten Jungwissenschaftlern, die zu den vielversprechendsten Forschungstalenten in Deutschland gehören, zeigt ein differenziertes Bild der aktuellen Forschungsbedingungen. Mit den Forschungsbedingungen sind 40 Prozent der befragten Forschenden zufrieden, während 30 Prozent Kritik äußern. Besonders geschätzt werden bei den Forschungsbedingungen die Kooperationsmöglichkeiten, mit denen 56 Prozent zufrieden und 17 Prozent sehr zufrieden sind. Auch mit der Verfügbarkeit von Forschungsequipment und -infrastruktur sind 50 Prozent zufrieden und 22 Prozent sehr zufrieden. Kritik wird vor allem beim Zugang zu Forschungsmitteln (22 Prozent eher unzufrieden, 6 Prozent sehr unzufrieden) und bei den Arbeitsbedingungen (5 Prozent eher unzufrieden, 11 Prozent sehr unzufrieden) geäußert. Auf die kommenden Jahre blicken die befragten Forschenden skeptisch: 61 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Rahmenbedingungen in Deutschland weiter verschlechtern werden. Ein Drittel geht von gleichbleibenden Bedingungen aus. Keiner der Befragten erwartet eine Verbesserung der Situation. Ein weiteres Ergebnis des Monitors zeigt die Herausforderungen bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis. Ein Drittel der Befragten sieht den Wissenstransfer neutral, während 28 Prozent kritische Anmerkungen machen. Als Hindernisse werden unter anderem der Konflikt zwischen den Anforderungen an wissenschaftliche Veröffentlichungen und der Vertraulichkeit von Forschungsergebnissen in Zusammenarbeit mit Unternehmen sowie mangelndes Venture Capital für Scale-up-Phasen genannt.
Künstliche Intelligenz spielt in der Forschung eine wichtige Rolle: Fast 40 Prozent der befragten Forschenden nutzen KI intensiv oder sehr intensiv. Ein Drittel der Befragten schreibt sich selbst Expertenkenntnisse beim Einsatz von KI in der Forschung zu. Gleichzeitig gibt es aber auch ethische Bedenken. Rund 39 Prozent äußern Vorbehalte, etwa hinsichtlich Datenqualität und Transparenz, während 50 Prozent wenig oder keine Bedenken haben. „Unsere Umfrage gibt einen Einblick in die Perspektive von hoch engagierten und fähigen Forschenden in Deutschland - und diese zeigt ein geteiltes Bild: Einerseits gibt es eine grundlegende Zufriedenheit, etwa in Bezug auf Kooperationsmöglichkeiten und Ausstattung. Andererseits sehen wir erhebliche Defizite bei der Finanzierung und den Arbeitsbedingungen. Diese Herausforderungen gilt es ernst zu nehmen. Sonst laufen wir Gefahr, dass wertvolle Forschungstalente abwandern und der Wissenschaftsstandort Deutschland an Attraktivität verliert“, so Dr. Jan Fischer-Wolfarth, Geschäftsführer der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring. „Vor allem der pessimistische Blick in die Zukunft ist alarmierend.“
Quelle: Stiftung Werner-von-Siemens-Ring