Page 18 - ZBI-Nachrichten 1/2020
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Bericht aus Berlin
Führungskräfte fordern Digitalministerium
M it Unverständnis reagieren gerecht werden können“, begründet Jahr erste Ergebnisse vorlegt. Die
Fach- und Führungskräfte in Deutsch -
die Führungskräfte in
DFK-Vorstandsvorsitzender Michael
Deutsch land auf Aussagen
tung und die bedeutet, unverzüglich
von SPD-Chefin Saskia Esken, die das Krekels diese Forderung. land erwarten politische Verant wor -
Nach Auf fassung des DFK muss das
Digitalkabinett für ausreichend hält, ein Digitalministerium einzurichten.“
Minis te rium mit ressortübergreifenden
um die politische Gestaltung der
Zu ständigkeiten, genügend fi nan - In der Tat gibt es genug Themen für
Digitalisierung voranzubringen, „statt
ziellen Mitteln und hoher Fach - ein solches Ministerium. Von Industrie
immer wieder diese aus den 80er-
kompetenz ausgestattet werden. Kre - 4.0 über Arbeit 4.0 bis hin zur Be -
Jahren gefallene Idee eines Digital -
kels warnt: „Wir haben keine Zeit, die- wältigung der Energiewende, von
ministeriums aufzuwärmen“. Der Be -
ses Thema auf die lange Bank zu den Herausforderungen der Landwirt -
rufsverband DFK – Verband für Fach-
schieben und politische Spielchen da - schaft und der Verkehrspolitik über
und Führungskräfte fordert dagegen,
mit zu treiben. Wir laufen Gefahr, im die Bildung bis zum Gesundheits -
die rasche Einführung eines Digital -
internationalen Vergleich immer wei- wesen usw. In allen Politikbereichen
ministeriums.
ter abgehängt zu werden. Andere trei - stehen Digitalisierungsfragen an, die
„Ein deutsches Digitalministerium ist ben die technologischen Entwick lun - mit hoher Expertise behandelt, koor-
schon lange überfällig. Die Digitali - gen voran, während wir in Deutsch - diniert und gesteuert werden müssen.
sierung ist eine politische Gestal - land darüber streiten, wer sich um das Diese Expertise muss in einem Di -
tungs aufgabe mit Top-Priorität. Des - Thema kümmern soll. Jetzt bitte keine gitalministerium zusammengeführt
halb muss diese Aufgabe aber auch Experten kommission einsetzen, die wer den. Das sollte auch die SPD
ihrer Bedeutung entsprechend behan- die Vor- und Nachteile eines Digital - erkennen und ihren Widerstand auf-
delt werden. Bei allem guten Willen ministe riums gegenüber einem Digi - geben, erwartet der DFK.
wird das Digitalkabinett dem nicht tal kabi nett untersucht und in einem (DFK)
Künstliche Intelligenz: Wer entscheidet?
D ie Mitglieder der Bundestags- Sitzung diskutiertes Kritikalitäts-Mo - Rebekka Weiß (Bitkom) forderte, in
dell, das die Regulierungsanforde -
der Debatte nicht nur die Risiken, son-
Enquete-Kommission Künst -
liche Intelligenz haben sich
am 10. Februar in ihrer Sitzung mit rungen anhand der Intensität des dern auch die Chancen des Einsatzes
von ADM-Systemen hervorzuheben.
Eingriffes bestimmt.
Feinheiten einer möglichen Regulie - Durch ihren Einsatz ließen sich bei-
rung algorithmischer Entscheidungs - Roberto V. Zicari (Initiative Z-inspec- spielsweise Diskriminierungen besser
systeme (ADM-Systeme) befasst. Fünf tion) betonte in seinem Vortag die erkennen. Die Verbandsvertreterin
Sachverständige trugen dazu in Bedeutung von Vertrauen im Einsatz betonte, dass die Selbstregulierung
öffentlicher Sitzung unter Leitung von von KI-Systemen. Zicari verwies zu - eine Chance biete. Eine Unterre -
Kommissions-Mitglied Ronja Kemmer dem wiederholt auf Empfehlungen gulierung sei indes auch schädlich, da
(CDU) vor. der Datenethik-Kommission. Er emp- so nicht das erforderliche Vertrauen
fahl unter anderem, dass der Staat hergestellt werden könne.
Katharina Zweig, sachverständiges keine proprietären KI-Systeme einset-
Mitglied der Kommission und Leiterin zen sollte, die mit Berufung auf Lina Ehrig (Verbraucherzentrale Bun -
des Algorithm Accountability Lab der desverband) betonte, Vertrauen sei
Geschäftsgeheimnisse Transparenz
Technischen Universität Kaiserslau - verhinderten. kein Selbstläufer, aber wichtig, damit
tern, betonte in ihrem Vortrag, dass Verbraucher entsprechende Systeme
eine Regulierung nur für einen klei- Matthias Spielkamp (Algorithmwatch) annehmen würden. Eine Regulierung
nen Teil von ADM-Systemen notwen- fordert von der öffentlichen Verwal - anhand des Schädigungspotentials
dig sei, nämlich solche mit lernenden tung zudem, pro-aktiv über den sah Ehrig als sinnvoll an. Sie forderte
Komponenten und die über Men - Einsatz von ADM-Systemen zu infor- zu dem, Standardisierung und Nor -
schen entscheiden. Zweig verwies mieren. Zudem sprach er sich für ein mung anzugehen.
dazu auf ein bereits in einer früheren EU-weites ADM-Register aus. (Deutscher Bundestag)
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