Page 12 - ZBI-Nachrichten 2-3/2019
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Ingenieuraus- und -weiterbildung



            Novelle des Berufsbildungsgesetzes

            BAK und HRK warnen vor Begriffskonfusion




           D      as  Bundeskabinett  hat  beim  nur  schwer  erkennen,  welche  Quali -  an  der  Konfu sion,  die  angerichtet
                  Gesetzesentwurf  zur  Moder -
                                                                                  wird,  auch  wenn  sie  als  „Zu satz -
                                               fikationen sich nun tatsächlich hinter
                  nisie rung  und  Stärkung  der
            beruflichen Bildung (BBiMoG) weitere  diesen  Abschlussbezeichnungen  ver-  bezeichnungen“ fungieren sollen. Im
                                               bergen,“ kritisiert die Präsidentin der
                                                                                  Übrigen handelt es sich hier um eine
            Berufsabschlussbezeichnungen  be -  Bundesarchitektenkammer  Barbara  Neuauflage  von  Vor schlägen,  die
            schlossen,  die  nach  Auffassung  der  Ettinger-Brinckmann. „Es steht zu be -  schon vor Jahren aus guten Gründen
            Bundesarchitektenkammer   (BAK)    fürchten, dass in der Praxis der Zusatz  nicht umgesetzt wurden.
            eben so  wie  der  Hochschulrek toren -  „Professional“  nicht  immer  angege-  Die  HRK-Mitgliederversammlung
            konferenz  (HRK)  zu  Unsicherheiten  ben  wird.  Ähnliches  erleben  wir
                                                                                  warnt  davor,  Intransparenz  und
            beim Verbraucher führen können.    bereits bei der Führung des akademi-  Verwirrung im Bildungssystem zu stif-
                                               schen Grades durch Absolventen der
            Die  Bundesarchitektenkammer  be -                                    ten. Die Verwendung von Abschluss -
                                               Studiengänge Architektur, Innen- und
            grüßt  das  Ziel  der  Bundesregierung,                               bezeichnungen  in  der  beruflichen
                                               Landschaftsarchitektur  sowie  Stadt -
            die duale Berufsbildung zu moderni-                                   Bildung, die europaweit ausschließlich
                                               planung im Konflikt mit der geschütz-
            sieren  und  attraktiver  zu  gestalten.                              von  Hochschulen  vergeben  werden,
                                               ten  Berufsbezeichnung  Architekt,
            Insbesondere Digitalisierung, Integra -                               wäre auch im internationalen Kontext
                                               Innen-,  Landschaftsarchitekt  und
            tion  von  Zuwanderern  und  Ge -                                     eine  Quelle  völlig  unnötiger  Missver -
                                               Stadtplaner.“
            flüchteten, aber auch die gesellschaft-                               ständnisse.
            liche  Teilhabe  von  Jugendlichen  mit  Das  bestehende  System  der  Fort -  Die gute Absicht, den Stellenwert der
            schlechteren Startchancen sollten mit  bildungsbezeichnungen  sollte  daher  beruflichen  Bildung  zu  betonen  und
            dem BBiMoG gefördert werden.       weitestgehend  beibehalten  werden,  zu  stärken,  würde  durch  die  Nach -
                                               um  eine  hohe  Transparenz  und  Ak -  ahmung  hochschulischer  Abschluss -
                                               zeptanz  auf  dem  Arbeitsmarkt  aber  be zeichnungen  geradezu  konter -
            Verwechslungsgefahr mit
                                               auch  beim  Kunden/Auftraggeber  zu  kariert.  Warum  für  die  international
            akademischen Abschlüssen
                                               erzielen. Die Verwendung der Begriffe  überaus  anerkannte  berufliche  Bil -
            Die  geplante  Einführung  der  neuen  „Bachelor“  und  „Master“  sollte  den  dung nicht ihre eigenen, eindeutigen
            Abschlussbezeichnungen  „Bachelor  Hochschulen vorbehalten bleiben.   Marken  wie  „Meister“,  „Techni -
            Professional“  und  „Master  Profes -                                 kerin“  oder  „Fachwirt“  mit  ihren
            sional“  birgt  allerdings  eine  große  Intransparenz und Ver -      spezi fischen  Kompetenzen  weiter
            Verwechselungsgefahr  mit  den  Stu -  wirrung im Bildungssystem      stärken?
            dienabschlüssen  des  akademischen
                                               Auch  der  Präsident  der  Hochschul -  Jugendliche, Arbeitgeber und Öffent -
            Bachelor-Master-System.  Denn  mit
                                               rek torenkonferenz  (HRK),  Prof.  Dr.  lichkeit brauchen eindeutige Informa -
            diesen Begriffen werden unterschied-
                                               Peter-André  Alt  sprach  sich  gegen  tionen,  die  die  Qualität  und  den
            liche  Fähigkeiten  nahezu  identisch
                                               den  Entwurf  aus:  „Die  im  Zuge  der  Chancenreichtum  aller  Ausbildungs-
            verschlagwortet.  Dies  wird  zu  einer
                                               Novel lierung  geplanten  neuen  Be -  und  Karrierewege  verdeutlichen.  Die
            Verunsicherung bei jungen Menschen
                                               zeich nungen  für  berufliche  Ab -  vom Kabinett verabschiedete Novelle
            und bei Arbeitgebern führen. Berufs -
                                               schlüsse dürfen so nicht stehen blei-  muss deshalb in diesem Punkt überar-
            praktische  Kompetenzen  werden
                                               ben.  Ob  es  nun  „Berufsbachelor“  beitet werden.“
            begrifflich mit akademischen Kompe -
                                               (wie  bislang  vom  Bildungsminis -                      (BAK/HRK)
            ten zen vermischt.
                                               terium   vorge-
            „Berufs- und Studienabschlüsse müs-  schlagen)  oder
            sen  erkennbar  und  verständlich  blei-  (wie  jetzt  im
            ben,  statt  anerkannte  und  vertraute  Entwurf  vorge-
            System der beruflichen Bildung unnö-  sehen)  „Ba  che -
            tig  zu  schwächen.  Wir  sehen  die  lor professional“
            Einführung  neuer  beruflicher  Ab -  heißen  soll,  ob
            schlussbezeichnungen  „Geprüfte/r    „Be rufs mas ter“
            Berufsspezialist“,  „Bachelor  Profes -  oder   „Mas ter
            sional“  und  „Master  Professional“  pro fessional“  –
            sehr  kritisch.  Der  Verbraucher  kann  das ändert nichts  Bild: Arek Socha/Pixabay


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