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Ingenieure in der Gesellschaft



             Bundesregierung beschließt Masterplan Stadtnatur

             bdla: Ziele bleiben hinter dem Weißbuch Stadtgrün zurück




           D      as  Bundeskabinett  hat  An -  bdla  sieht  beispielsweise  in  den  eindeutig entsprochen, der insbeson-
                                                                                  dere  in  integrierten  Konzepten  eine
                  fang  Juni  den  von  Bundes -
                                               geplanten  Handlungsempfehlungen
                                     Svenja
                  umweltministerin
                                                                                  notwendigen  Multifunktionalität  von
                                               Planung“ einen interessanten Ansatz -
            Schul ze  vorgelegten  Masterplan  und Leitfäden für eine „fachgerechte  Stellschraube  für  die  Förderung  der
            Stadt natur  beschlossen.  Mit  insge-  punkt.  Eine  Initiative  zur  Förderung  Freiräumen sieht.
            samt 26 Maßnahmen will die Bundes -  des  Freiflächengestaltungsplans  in
            regierung  die  Kommunen  dabei    Kommunen wäre bspw. ein sinnvoller
                                                                                  Knackpunkte bei BauGB-Re -
            unter stützen, die Arten- und Biotop -  Baustein  im  Rahmen  der  nun  anste-  form und Städtebau förderung
            vielfalt  in  unseren  Städten  zu  erhö-  henden  Konkretisierung.  Auch  der
            hen.  So  sollen  natürliche,  grüne  neue  Förderschwerpunkt  Stadtnatur  Zum Schwur in der Bundesregierung
            Lebensräume geschaffen werden, die  im  Bundesprogramm  Biologische   kommt es aber in Kürze bei ganz kon-
            nicht nur Pflanzen und Insekten nüt-  Vielfalt  ist  im  Prinzip  richtig,  ange-  kreten  politischen  Projekten,  die  es
            zen,  sondern  den  Stadtbewohnern  sichts der geringen Mittelausstattung  nicht  einmal  in  den  Masterplan
            grüne Oasen der Erholung bieten.   aber  eben  nicht  viel  mehr  als  ein  geschafft haben. Zum einen fehlt im
                                               Feigenblatt.                       Masterplan ein klares Bekenntnis zur
            Bundesumweltministerin   Schulze:
                                                                                  Landschaft,  Natur  und  Stadtgrün
            „Mehr  Stadtnatur  ist  gut  für  die  Grundlegendes  Problem  des  Master -  schonenden  nächsten  Baugesetz -
            Menschen  und  für  die  Natur.  Der  plans  ist,  dass  die  Bundesregierung  buch novelle. Allein die derzeit in der
            jüngste Bericht des Weltbiodiversitäts -  mit  ihm  eine  nur  fragmentarische  Bundesregierung  diskutierte  Ent fris -
            rates  hat  uns  deutlich  vor  Augen  Umsetzung des Weißbuchs Stadtgrün
                                                                                  tung des 13 b BauGB würde die wohl-
            geführt, wie dramatisch der Schwund  betreibt.  Die  bereits  im  Koalitions -  feilen  Ankündigungen  des  Master -
            unserer  biologischen  Vielfalt  voran-  vertrag  angelegte  Verengung  des  plans konterkarieren.
            schreitet.  Angesichts  der  vielerorts  Masterplans  auf  den  Schwerpunkt
            intensiven  Landwirtschaft  gewinnen  Arten-  und  Biotopvielfalt  ist  fachlich  Zum  anderen  fehlt  im  Masterplan
            die  Städte  mit  ihrer  Vielfalt  an  nicht  zu  rechtfertigen  und  wird  vom  eine konkrete positive Zielsetzung zur
            Lebensräumen  eine  zunehmende     bdla  und  weiten  Teilen  der  Fachwelt  Stär kung von urbanen grünen Infras -
            Bedeutung  für  den  Naturschutz   kritisch  bewertet.  Dem  Weißbuch  trukturen  in  der  laufenden  Reform
            Zugleich  ziehen  immer  mehr  Men -  Stadtgrün  kann  die  Bundesregierung  der  Städtebauförderung.  Diese  Re -
            schen  in  die  Städte.  Ich  will,  dass  so  zwangsläufig  nicht  gerecht  wer-  form müsste sich vordringlich an den
            trotzdem  jeder  Mensch  in  seinem  den. Es ist offenkundig, dass „Leben -  diversen  Schlüsselherausforderungen
            Umfeld  Zugang  zu  Natur  hat.  Wir  dige Städte“, so die Formulierung des  ori en tieren.  Hierzu  zählen  Klimaan -
            wollen  daher  mehr  Natur  in  unsere  Masterplans,  erst  durch  einen  multi-  pas sung,  Stadtgrün,  Umweltgerech -
            Städte  bringen.  Wir  wollen  mehr  sektoralen, umfassenden Ansatz ent-  tig keit  etc.  Daraus  folgt  eigentlich
            unversiegelte Flächen, mehr Natur in  stehen  können  –  keinesfalls  allein  zwangsläufig,  dass  der  inhaltliche
            Stadtparks,  privaten  Gärten,  Sport -  durch  ein  Umsetzungsprogramm  für  und  strukturelle  Aufbau  der  Städt -
            stätten, Schulen und Kindergärten, an  die Arten- und Biotopvielfalt.   ebau förderung  künftig  so  gestaltet
            Gewässern,  an  Gebäuden  und  auf                                    wird, dass grüne Infrastrukturen eine
                                               Der bdla hatte bereits im Rahmen der
            Brachen mit Grün.“                                                    angemessene  Position  im  Förder -
                                               Verbändebeteiligung  empfohlen,  das
                                                                                  system  des  Städtebaus  behalten
            Der Bund Deutscher Landschaftsarchi -  Maßnahmenprogramm  und  insbe-  sowie verlässlich mit entsprechenden
            tekten  begrüßt  das  Handlungskon -  sondere dessen folgende Umsetzung  Mitteln  ausgestattet  werden.  Die
            zept  der  Bundesregierung  für  eine  schwerpunktmäßig  an  den  Potentia -  Bundesregierung plant aber offenbar
            lebendige  Stadt.  Angesichts  der  len  multifunktionaler  urbaner  Frei -  das  Gegenteil:  das  Förderprogramm
            gesellschaftlichen  Debatte  um  den  räume zu orientieren. Damit wäre der  „Zukunft Stadt grün“, mit dem es in
            Klimawandel  und  den  dringenden  Masterplan  fachlich  eindeutig  an -  den  vergangenen  Jahren  erfolgreich
            Handlungsbedarf  in  den  Städten  schlussfähig an das Grün- und Weiß -  gelungen  ist,  in  vielen  Kommunen
            hätte der Verband aber für einen ehr-  buch  Stadtgrün  sowie  das  Bundes -  auch  komplexe  Projekte  der  Frei -
            geizigeren Masterplan plädiert.    konzept  Grüne  Infrastruktur.  Ferner  raumentwicklung  umzusetzen,  soll
                                               hätte der Masterplan damit auch den
            Viele  Zielsetzungen  im  Masterplan  aktuellen  Empfehlungen  des  Sach -  abgeschafft werden.
            sind  richtig  und  begrüßenswert.  Der  verständigenrates  für  Umweltfragen               (BMU/bdla)



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