Page 10 - ZBI-Nachrichten 5-6-2021
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Ingenieuraus- und -weiterbildung
Vielfalt der Studiengänge: Wachstum aber kein Wildwuchs
Mehr als 21.000 Studienangebote in Deutschland
D ie Anzahl der Studienmög - und Gesundheitswissenschaften zählt angebote aller Fachrichtungen mit
dem Schlagwort Psychologie im
so auch zu den Fächern, deren Port -
an
deutschen
lichkeiten
Hoch schulen war noch nie so
groß wie in diesem Jahr. Dies zeigt folio mit einem Plus von 26 Prozent Fächernamen. Die Hochschulen rea-
zwischen 2016 und 2021 am stärk-
gieren hiermit offenbar auf die hohe
eine Analyse des CHE Centrum für sten gewachsen ist. Das geringste Nachfrage nach Studiengängen der
Hochschulentwicklung. Nur jedes Wachstum mit rund drei Prozent ver- Psychologie bzw. mit psychologischen
fünfte seit 2020 neu entstandene zeichnete das Studienangebot der Anteilen, wie z.B. Wirtschaftspsycho -
Studienangebot ist noch klassisch auf Sprach- und Kulturwissenschaften. logie“, so der CHE Experte.
ein einziges Fach zugeschnitten. Im
Aktuell ist rund die Hälfte aller Querschnittsthemen wie Digitalisie -
Trend liegen u.a. themenzentrierte
Studienangebote grundständig, führt rung, etwa „Digital Engineering“,
oder spezialisierte Studiengänge zu
also zu einem ersten Hochschulab - zeigten sich bei jedem zehnten neu
Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
schluss, wie etwa dem Bachelor. Die entstandenen Studienangebot. Auch
Die Anzahl der Studienangebote an Mehrheit der Studiengänge entfallen die Zahl der Studiengänge, die
deutschen Hochschulen ist seit dem auf die Bereiche Lehramt (23 %), Schlag worte wie „Nachhaltigkeit“
Jahr 2016 um 14 Prozent gestiegen. Ingenieurwissenschaften (17%) und bzw. „Sustainability“ enthalten, neh-
Anfang 2021 verzeichnete der Hoch - Wirtschafts- und Rechtswissen schaf - men weiter zu. Weiterhin gefragt ist
schulkompass der Hochschulrektoren - ten (14%). allerdings der Begriff „Management“,
konferenz (HRK) erstmals mehr als der in knapp jedem fünften der neuen
Von den seit 2020 neu eingeführten
21.000 Angebote für Studierende. Studienangebote zu finden ist.
Studienfächern trägt lediglich noch
Fünf Jahre zuvor waren es noch rund
jedes fünfte eine klassische Bezeich - Bei aller notwendigen Vielfalt dürfe
18.500.
nung einer wissenschaftlichen Diszi - jedoch die Transparenz und Orien -
Während des Untersuchungszeit - plin wie Chemie oder Physik. Mehr als tierung bei der Studienwahl nicht auf
raums zwischen 2016 und 2021 ent-
ein Drittel hat einen englischen der Strecke bleiben. Das CHE appel-
fielen rund 2.100 bestehende Stu - Namen. „Interdisziplinäre Angebote, liert deshalb an die Hochschulen, die
dien angebote, etwa 4.600 kamen Ausdifferenzierung und Themenzen - Schwerpunktsetzung gerade neuer
neu hinzu. Das größte prozentuale trierung sind weiterhin die Trends bei Angebote im Studiengangsnamen
Wachstum des Portfolios gab es bei
neuen Studienangeboten in Deutsch - und in beschreibenden Texten in allen
den privaten Fachhochschulen/HAW land“, erklärt Studienautor Cort- Kanälen und Informationsportalen
mit einem Plus von 67 Prozent. Eine Denis Hachmeister. „Bemerkenswert transparent abzubilden.
Verkleinerung des Studienangebots ist auch der Anstieg neuer Studien - (CHE)
um 18 bzw. 12 Prozent zeigte sich bei
den kirchlichen und privaten Uni -
versitäten.
Den medial gern zitierten „Wild -
wuchs“ sieht das CHE in den aktuel-
len Rekordwerten nicht bestätigt. Für
den Ausbau der Studienangebote
gebe es klare Erklärungsmuster. „Die
Entwicklung des Studienangebots
deutet weder auf Inflation noch
Willkür hin“, bilanziert Frank Ziegele.
„Gerade unter dem aktuellen Ein -
druck der Corona-Krise ist etwa die
Schaffung akademischer Ausbil -
dungs angebote im Gesundheitsbe -
reich eine notwendige Weiterent -
wicklung, von der wir gesamtgesell-
schaftlich profitieren“, so der CHE
© Mikael Kristenson, Unsplash
Geschäftsführer. Der Bereich Medizin-
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