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Ingenieure in der Gesellschaft
Nachhaltigkeit und Verantwortung
„Leonardischer Eid“ als Maßstab für berufliches Handeln in den Ingenieurwissenschaften
D eutschland braucht insbeson- „Das Alleinstellungsmerkmal von intelligenteren Produktionssteuerung.
dere bei den Hochtech no lo -
FinAF ist, das Prinzip der Nachhaltig -
Zum anderen bedeutet aber Inge -
gie-Produkten qualifizierte
dass dieses nur durch einen anderen
delns in Führungspositionen zu erklä-
Ingenieure, um global wettbewerbs- keit zur zentralen Kategorie des Han - nieur kom petenz auch, offenzulegen,
fähig bleiben zu können. Für diese ren“, so Prof. Dr. Ralph Dreher. „An - Tech nologieeinsatz (Stromtrassen,
Herausforderung ist die Ingenieur - ders als in vielen anderen Fort bil - Wind räder, Infrastrukturwandel) mög -
kompetenz zum einen im Hinblick auf dungs maßnahmen für angehendes lich sein kann – also Akzeptanz und
die Technolgieentwicklung zu fördern Führungspersonal gibt FinAF konkrete eine Veränderung des persönlichen
und zum anderen die Verantwortung Antworten auf die Frage, wie die For - Le bensstils bedingt. Nur wenn Gesell -
von Ingenieuren nachhaltig zu verbes- derungen des von mir entwickelten schaft und Ingenieurkunst zu sam -
sern. Dies war kürzlich Thema eines „Leonardischen Eides“ erfüllt werden menwirken, wird es gelingen, dass
Gesprächs zwischen IfKom – Inge - können. Der „Leonardische Eid“ for- Deutschland sich vom wenig schmei-
nieure für Kommunikation und FinAF dert dabei neben der Folgenab schät - chelhaften Rang 27 im Klimaschutz-
– Forschungsinstitut für nachhaltige zung ingenieurwissenschaftlichen Index von 2019 wieder hocharbeitet.
Ausbildung von Führungskräften. Han delns auch eine Kommuni kation
Der Ingenieurnachwuchs in Deutsch -
über dieses Ergebnis und das Initiieren
„Die technischen Produkte werden land, dem eine wesentliche Funktion
von konstruktiver Konfron tation mit
zunehmend komplexer und haben zufallen wird, dieses zu leisten, berei-
gesellschaftlichen Interes sen als we -
folglich Einfluss auf Unternehmens - tet IfKom und FinAF große Sorgen.
sentliches Merkmal von Inge nieur -
entscheidungen“, wies Dipl.-Ing. Schon jetzt gibt es in vielen Bereichen
arbeit.“
Heinz Leymann, Bundesvorsitzender der Gesellschaft einen großen Mangel
der IfKom e.V. hin und ergänzte: Im Rahmen dieser Kooperation wer- an Ingenieurkräften mit negativen
„dies setzt mehr technisches Wissen den gemeinsam praxisnahe Module Auswirkungen auf unsere Wirtschaft.
voraus, und vor diesem Hintergrund zur vorbereitenden Ausbildung von Gerade auf dem Infrastruktursektor
sind Führungspositionen verstärkt Führungskräften entwickelt. Diese wie Verkehrsinfrastrukturbau (Straße,
durch Ingenieurinnen und Ingenieure könne sowohl in bestehende inge- Schiene und Wasserstraße), Wasser -
zu besetzen“. Hierzu bedarf es aus nieurwissenschaftliche Studiengänge wirt schaft, Energiewirtschaft und
der Sicht der IfKom eine stärker auf integriert werden und in gleicher Wei - Telekommunikation fehlt der drin-
Managementaufgaben vorbereitende se auch als Elemente von berufsbe- gend benötigte Ingenieurnachwuchs.
Ausbildung, in deren Verlauf mög- gleitenden Qualifizierungen dienen. IfKom und FinAF wollen mit Kon -
lichst praxisnah aufgezeigt wird, wie zepten wie dem „Leonardischen Eid“
Kernthese hierbei ist: Die nachhaltige
komplex unternehmerische Entschei - dazu beitragen, dass junge Menschen
Ingenieurkompetenz darf nicht nur
dungen im Spannungsfeld von wirt- das Gestaltungspotenzial der Inge -
auf Wirtschaftswachstum ausgerich-
schaftlichen, sozialen und ökologi- nieurwissenschaften für unsere eine
tet sein. Technikeinsatz muss zugleich
schen Zielsetzungen zu treffen sind. Welt deutlicher erkennen und sich
als Schlüssel verstanden werden, der
Um die Ingenieurkompetenz zu för- damit stärker als aktuell animiert füh-
Chancen zu einer Minderung der
dern, braucht es das richtige Equip - len, sich beruflich hier zu verorten.
Treibhausgasemission und des Roh -
ment – und den Willen, sich den
stoffverbrauchs eröffnet. Ingenieur - (IfKom)
Fragen nach den Folgen und deren
kompetenz heißt
Kommunizierbarkeit konstruktiv zu
hier, zum einen die
stellen. Hierbei arbeiten die IfKom mit
richtigen Unter -
dem FinAF – Forschungsinstitut für
nehmensentschei -
nachhaltige Ausbildung von Füh -
dun gen zu treffen
rungs kräften unter der wissenschaft-
mit dem Ziel, Kli -
lichen Leitung von Prof. Dr. Ralph
ma schutz konzepte
Dreher zusammen.
umzusetzen mit
FinAF wurde 2018 mit dem Ziel ge - dem Prozess des
gründet, Ingenieurinnen und Inge - Technikwandels, v.l.: Heinz Leymann (IfKom), Prof. Dr. Ralph Dreher (FinAF),
nieure auf die Übernahme von Füh - der Effizienz steige - Doreen Blume (IfKom), Dr. Justinus Pieper, Prof. Dr. Marc Krüger,
rungsverantwortung vorzubereiten. rung und einer Reinhard Genderka (IfKom)
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