Page 12 - ZBI-Nachrichten 5-6/2019

Ingenieuraus- und -weiterbildung

System der Weiterbildung reformieren

FDP fordert zweites Bildungssystem

D ie FDP-Fraktion will das arbeitsbegleitenden Lernens muss und Nutzer oder kleine und mittlere
nach Ansicht der FDP deshalb ein
System der Weiterbildung
Unternehmen, die Weiterbildungs -
reformieren und hat dazu
werden, das Menschen jedes Alters,
einen Antrag vorgelegt. Weiterbil - zweites Bildungssystem geschaffen angebote für ihre Beschäftigten
suchen. Die Abgeordneten kritisieren,
dung werde immer wichtiger. Die jeder beruflichen Ausrichtung und dass es bisher keine bundes- oder
Digitalisierung verändere die Arbeits- jeder Arbeitserfahrung neue Bil - europaweite digitale Weiterbildungs -
und Lebenswelt vieler Menschen dungschancen und -möglichkeiten plattform gibt, die als erste Anlauf -
grundlegend und senkt die Halb - eröffnet. Das große Potenzial und die stelle den gesamten Weiterbildungs -
wertszeit von Wissen deutlich. Das Erfahrungen der etablierten Bildungs - markt umfasst, individuelle Kursem -
Erwerbsleben werde individueller, ver- einrichtungen, die notwendig sind, pfehlungen ausspricht und die Bu -
lange den Menschen mehr Flexibilität um allen Menschen ein Leben lang chung von Bildungsangeboten un -
ab und sei einer starken Dynamik einen einfachen Zugang zu Bildung mittelbar mit öffentlichen Fördermög -
unterworfen, schreiben die Abge - zu ermöglichen, werde dafür noch lichkeiten verknüpft.
ordneten. In Zukunft werde es immer nicht beziehungsweise nicht ausrei-
Zudem macht die FDP-Fraktion darauf
wichtiger, sich stetig neues Wissen chend genutzt.
aufmerksam, dass der deutsche
und neue Fertigkeiten anzueignen.
Ferner monieren die Abgeordneten, Arbeitsmarkt großen Wert auf forma-
Gleichzeitig habe jede und jeder so
dass Weiterbildung oftmals eine le Bildungszertifikate lege. Ein stetig
die Chance, das ganze Leben lang
große finanzielle Hürde darstelle. Vor wachsendes Angebot an digitalen
den eigenen Horizont zu erweitern.
allem für Menschen mit niedrigem Bildungs- und Weiterbildungsfor -
Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe Einkommen scheitere der Zugang zu maten, wie beispielsweise die soge-
es eines neuen Bewusstseins für Weiterbildung häufig. So würden 23 nannten „MOOCs” (Massive Open
lebensbegleitendes Lernen und Wei - Prozent der Geringqualifizierten fi - Online Courses), würden zeigen, wie
terbildung. Die Politik müsse dafür die nan zielle Gründe als wichtigstes groß der Bedarf an diesen zeit- und
richtigen Rahmenbedingungen schaf- Hindernis für eine berufliche Weiter - ortsflexiblen Kursen sei. Insbesondere
fen. Weiterbildung finde heute zu bildung nennen. Die bestehenden Module der beruflichen Bildung seien
erheblichen Teilen in Abhängigkeit Fördermaßnahmen seien häufig auf hier jedoch unterrepräsentiert.
vom Arbeitgeber statt. Zuletzt habe kleine Zielgruppen beschränkt, mit
(Deutscher Bundestag)
die Bundesagentur für Arbeit richti- einem hohen bürokratischen Auf -
gerweise zusätzliche Aufgaben bei wand verbunden oder nicht bekannt.
der Weiterbildungsförderung Be - Gleichzeitig sei mit dem sogenannten
schäf tigter bekommen. Neben diesen „Flexi-II-Gesetz” eine Möglichkeit
zwei Säulen muss nach Ansicht der geschaffen worden, dass Arbeit neh -
FDP-Fraktion für ein stimmiges Ge - merinnen und Arbeitnehmer Über -
samtkonzept aber die wichtigste drit- stunden, Boni, ungenutzte Urlaubs -
te Säule treten: Personenbezogene tage und weitere Zahlungen für ihre
Weiterbildungsmöglichkeiten jedes individuelle Lebensplanung einzahlen
und jeder Einzelnen. Denn nicht und ansparen können: die Lang -
immer würden allein die von Staat zeitkonten. Doch die Konten seien
und Bundesagentur finanzierten nicht weit verbreitet, im Jahr 2016
Weiterbildungen ausreichen, zudem hätten nur zwei Prozent aller Betriebe
würde letztlich jeder Einzelne die indi- diese angeboten und nur zwei Pro -
viduellen beruflichen und persön- zent aller Beschäftigten diese genutzt.
lichen Ziele und den dafür vorhande- Die FDP-Fraktion fordert daher, dass
nen Weiterbildungsbedarf am besten die bestehenden Langzeitkonten nach
kennen. dem Flexi-II-Gesetz zu Freiraum -
konten weiterentwickelt werden.
Öffentliche Bildungseinrichtungen
würden sich bisher vor allem an Der derzeitige Weiterbildungsmarkt
Menschen in der Erstausbildung rich- sei zudem unübersichtlich. Das gelte
ten. Zur Stärkung des lebens- und insbesondere für private Nutzerinnen Foto: David Pennington/Unsplash

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