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Ingenieuraus- und -weiterbildung
Persönlichkeitseigenschaften beeinflussen Studienfachwahl
Informationen über einzelne Studienfächer zielgerechter aufbereiten und vermitteln
O b sich Abiturientinnen und gesamt fünf Persönlichkeitsdimensio - ren Teil auch direkt auf Persönlich -
keits eigenschaften zurückführen, in
nen mit Blick auf deren Bedeutung für
Abiturienten für ein Studium
entscheiden und wenn ja,
untersucht: Offenheit für Neues, Ge -
welches Fach sie dann studieren, Entscheidungen rund um ein Studium diesem Fall Gewissenhaftigkeit.
Die Autorin und der Autor der Studie
hängt nicht nur mit Merkmalen wie wissenhaftigkeit, Extraversion (dazu
empfehlen daher, den Einfluss von
dem familiären Hintergrund zusam- zählt Kommunikation), Verträglichkeit
Persönlichkeitseigenschaften auf Stu -
men, sondern auch mit Persönlich - sowie Neurotizismus (dazu zählt Un -
dien entscheidungen bei Informa tions -
keitseigenschaften. Das zeigt eine sicherheit). Die für Deutschland reprä-
angeboten stärker zu berücksichti-
Studie des Deutschen Instituts für sentative NEPS-Stichprobe um fasst
gen. „Tage der offenen Tür beispiels-
Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Informationen zu insgesamt gut 3.600
weise sind an Universitäten weit ver-
Basis von Daten des Nationalen Abiturientinnen und Abiturien ten, die
breitet – eine eher zurückhaltende
Bildungspanels (NEPS). Demnach be - im Jahr 2010 die neunte Klas se be -
Person fühlt sich davon aber mögli-
einflussen die Gewissenhaftigkeit und suchten und 2014 oder 2015 ihr Abi -
cherweise nicht so sehr angespro-
Offenheit einer Person deren Studien - tur machten. In einem ersten Schritt
chen“, erklärt Jan Berkes. „Daher
absicht sowie Studienaufnahme und konnten die Autorin und der Autor
wäre es ratsam, solche und andere
sind darüber hinaus auch bedeutend nachweisen, dass Persönlich keits -
Angebote – dazu zählen auch die
für die Studienfachwahl. Je offener eigenschaften schon für die Fra ge, ob
individuelle Studienberatung oder
eine Abiturientin oder ein Abiturient man überhaupt studieren möchte,
Mentoringprogramme – auf unter-
beispielsweise ist, desto wahrschein- eine Rolle spielen – selbst dann, wenn
schiedliche Persönlichkeitseigen schaf -
licher studiert sie oder er eine geistes- man weitere Merk male wie den fami-
ten auszurichten.“ Wichtig sei, so
wissenschaftliche Fachrichtung. Sind liären Bildungshin tergrund oder das
Berkes, dass die Informationen, die
sie eher kommunikativ, entscheiden Geschlecht berück sichtigt.
Schülerinnen und Schüler brauchen,
sie sich häufiger für Rechts-, Sozial-
In einem zweiten Schritt zeigte sich um die optimale Entscheidung für
und Wirtschaftswissenschaften und
die Bedeutung der Persönlichkeits - ihren weiteren Bildungsweg zu tref-
seltener für MINT-Fächer, also Mathe -
eigen schaften auch mit Blick auf die fen, bei diesen auch ankämen. „Da -
matik, Informatik, Naturwissen schaf -
Wahl des Studienfachs. Ein Teil des durch könnte nicht zuletzt der
ten und Technik.
Zusammenhangs verflüchtigt sich Studierendenanteil in Bereichen, die
„Sicherlich spielt das familiäre Um - zwar, wenn man zusätzlich die Abi - wie die MINT-Fächer Nachwuchs -
feld, in dem Abiturientinnen und Abi - turnote heranzieht: So studieren bei- sorgen haben, steigen. Zudem wäre
turienten aufwachsen, eine Haupt - spielsweise gewissenhaftere Abituri - mit weniger Studienabbrüchen zu
rolle für Studienentscheidun gen, und en tinnen und Abiturienten auch des- rechnen, wenn Abiturientinnen und
natürlich machen sich angehende halb häufiger Medizin, weil sie im Abiturienten häufiger das für sie pas-
Studierende auch Gedanken über Durchschnitt die besseren Abiturno - sende Studienfach wählen“, ergänzt
finanzielle Aspekte und den Nutzen ten haben. Nichtsdestotrotz lässt sich Peter.
eines Studiums“, sagt Stu dien autorin die Studienfachwahl zu einem ande- (DIW)
Frauke Peter. „Allerdings sind in die-
sem Zusammenhang auch Persön -
lichkeitsmerkmale relevant, wie wir
mit unserer Studie zeigen können.
Unter dem Strich haben sie zwar eine
geringere Bedeutung als sozioökono-
mische Merkmale wie die Bildung der
Eltern. Allerdings können Persönlich -
keitsmerkmale Licht in einen bisher
unerklärten Teil von Bildungsentschei -
dungen bringen“, so Peter.
Für die Studie haben Jan Berkes und
Frauke Peter aus der Abteilung Bil -
dung und Familie des DIW Berlin ins- Quelle: DIW
zbi nachrichten 5/6-19 11