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Ingenieuraus- und -weiterbildung
Informatik-Bildung stärken – MINT-Fächer ausbauen
Wichtiger Faktor für Innovationsstandort Deutschland
D ie Informations- und Kommu - Informatische Bildung ist, wie MINT- herrscht daher ein erhebliches Unbe -
nikationstechnik ist aus Sicht
hagen in allen Gesellschaftsschichten,
Bildung insgesamt, auch für die IfKom
des Berufsverbandes IfKom –
über Menschen urteilen und Entschei -
Ingenieure für Kommunikation e.V. ein zentrales Anliegen, um den digita- wenn es um Algorithmen geht, die
len Wandel in der Gesellschaft erfolg-
von zunehmender Bedeutung für die reich und nachhaltig zu gestalten. dungen über sie treffen.
gesellschaftliche und wirtschaftliche Daher unterstützen die IfKom die
Wissen und Kompetenzen sollten aus
Entwicklung. Sie kann – richtig einge- Forderung, die schnelle und flächen-
Sicht der IfKom zum einen in der
setzt – Bildungsunterschiede abbauen, deckende Einführung informatischer
Breite aufgebaut werden, um Un -
Ressourcen schonen und Nach haltig - Bildung in den Schulen noch stärker
kennt nis und Unsicherheit abzubau-
keit stärken. Daher begrüßen die zu priorisieren, als dies bisher vorgese-
en. Gleichfalls muss exzellente
IfKom das vom Wissenschaftsrat, dem hen ist. Zudem ist es erforderlich, die
Bildung in Ausbildungsberufen und
ranghöchsten Beratungsgre mium für Hochschulen zur Ausbildung für den
im Studium Kompetenzen und Tie -
die deutsche Wissenschafts politik, schulischen Bereich noch besser zu
fen wissen vermitteln. Dazu sind die
präsentierte Do kument mit Analysen befähigen und die Didaktik der
Bildungseinrichtungen mit dem erfor-
und Empfeh lun gen zu „Perspektiven Informatik an allen lehrkräftebilden-
derlichen Personal, dem Know-how
der Informatik in Deutschland“. Dem den Hochschulen systematisch weiter
und den Finanzmitteln auszustatten.
Wissenschaftsrat ist bewusst, dass die aufzubauen.
Das unterschiedliche Vorgehen der
Umsetzung seiner Empfehlungen
Aus Sicht der IfKom sind auch Über - Länder in der Schulbildung sollte
gerade vor dem Hintergrund der Per -
legungen zu vertiefen, die Studien ab - überdacht werden. Während in eini-
sonalknappheit eine große Heraus -
brecher-Quote in den MINT-Fächern gen Bundesländern ein Pflichtfach
forderung darstellt, sieht die Informa -
zu verringern. Förderungen und Fi - Informatik beschlossen wurde, existie-
tik jedoch auf einem guten Weg, ihrer
nan zierungen von Hochschulen allein ren je nach Land und zum Teil sogar je
Bedeutung als Schlüs seldisziplin inner-
auf die Zahlen der Erstsemester aus- nach Schule sehr unterschiedliche
halb wie außerhalb des akademischen
zurichten, scheinen daher nicht mehr Möglichkeiten, informatische Bildung
Raums zu künftig noch besser gerecht
zeitgemäß. Da die Vorkenntnisse bei zu erhalten.
werden zu können.
den Studierenden vielfach als unge-
Informatik ist – wie MINT-Bildung ins-
nügend wahrgenommen werden,
Unabhängig davon, ob Studiengänge gesamt – einer der wichtigen Fakto -
sollte bereits in der Schulbildung stär-
einen Abschluss als Informatiker er - ren für die Rolle des Innovations -
ker auf MINT-Fächer eingegangen
möglichen oder in einem Ingenieur - standorts Deutschland in einem inter-
werden. Die für Schulen und Hoch -
studiengang informations- und kom- nationalen Wettbewerbsumfeld. An -
schulen zuständigen Bundesländer
munikationstechnische Kompetenzen gesichts der hohen Dynamik und der
sind aufgerufen, den Bildungsein -
erworben werden, sollte nach Auf - kurzen Innovationszyklen fordern die
richtungen die notwendigen perso-
fassung der IfKom die Informatik-Bil - IfKom, die Empfehlungen des Wissen -
nellen und technischen Ressourcen
dung in unterschiedlichen Ausprä - schaftsrates ernst zu nehmen und an
zur Verfügung zu stellen, denn Inves -
gungen sowohl im Schul- als auch im der Umsetzung zu arbeiten. For -
tition in Bildung ist zugleich Investi -
Hochschulbereich stärker berücksich- schung und Innovation benötigen
tion in die Zukunft.
tigt werden. Bemerkenswert ist die zudem exzellente Wissenschaftlerin -
positive Entwicklung der Studieren - Nach aktuellen Studien gibt es in nen und Wissenschaftler, die in
den: Innerhalb von 10 Jahren stieg Deutschland im Hinblick auf informa- Deutschland gehalten werden müs-
deren Zahl im Fach Informatik bis zum tische Bildung gravierende Mängel. sen und solche, die für Deutschland
Wintersemester 2018/19 um fast Eine repräsentative Umfrage der Ber - gewonnen werden müssen, weil es
75% und damit überproportional im telsmann Stiftung zeigt: Nur 10% der für sie attraktiv ist, hier zu arbeiten.
Vergleich zur Gesamtzahl der Stu - Deutschen wissen recht genau, wie Um in diesem Kontext eine internatio-
dierenden. Die Zahl der Informatik - Algorithmen funktionieren. Viele nale Wettbewerbsfähigkeit sicherstel-
professorinnen und -professoren stieg Men schen wissen dagegen sehr we - len zu können, ist von allen Beteilig -
im gleichen Zeitraum allerdings nur nig über Algorithmen und deren ten ein hohes Maß an Umsetzungs -
um 21% und damit in ähnlicher Einsatz. Die meisten Befragten haben willen und eine Bündelung von
Größenordnung wie auch in anderen noch keine klare Meinung zu Kräften gefordert.
Fächern. Chancen und Risiken. In Deutschland (IfKom)
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