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Leitartikel

Quo vadis, (schöne?) neue Welt?

Von Wilfried Grunau, Präsident des Zentralverbandes der Ingenieurvereine (ZBI)

N ein, dieses Editorial ist keine nicht nur abfedern, sondern daraus rem Alltag gehören. Und die Lö -
zeitig erkennt, kann diese Umbrüche
sungen der Zukunft haben eines
Hommage an den dystopi-
schen Roman „Schöne neue
und damit den Übergang zu etwas
gend auf digitalen Technologien und
Welt“ von Aldous Huxley. Obwohl: zugleich neue Chancen identifizieren gemeinsam: Sie basieren überwie-
die Digitalisie rung ist bereits über uns Neuem weisen. Der schnelle techno- erfordern Fachkräfte mit entsprechen-
gekommen und nicht wenige prophe- logische Wandel und kurze Innova - den digitalen Kompetenzen.
zeien der Welt die gläserne Big Data tionszyklen, gerade im Bereich digita-
Aber: Deutschland hat seit einiger Zeit
Gesellschaft mit allen daraus er - ler Techniken und Anwendungen,
ein beachtliches Fachkräfteproblem,
wachsenden Vor- und Nachteilen. Je machen lebenslanges Lernen zu
insbesondere im MINT-Bereich. In -
nach Standpunkt und Ziel setzung einem unabdingbaren Erfordernis.
zwischen werden zwei Drittel aller
positiv bzw. negativ be gründet mit
offenen Stellen in Engpassberufen
mehr oder weniger fachlicher 3
ausgeschrieben . Das wirkt sich äu -
und/oder politischer Kom petenz und
ßerst hemmend auf unsere Wettbe -
belegbaren Bei spielen. Dies zuweilen
werbsfähigkeit, unsere Innovations -
durchaus auch mit wechselnden
kraft und unser Wachstum aus. Zwar
Rollen, frei nach Shakespeares
verfügen wir über große Stärken und
Komödie „Was ihr wollt“. Der
Deutschland ist – mit Abstrichen –
Philosoph Peter Sloterdijk spricht in
durchaus auch attraktiv für ausländi-
diesem Kon text gar von der „hybri-
sche Talente, allerdings ist unsere kul-
den Syn these aus technischem
turelle Ambiguitätstoleranz meines
Avantgar dis mus und ökokonservati-
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ver Mäßigung“ . Was also wollen wir Erachtens an dieser Stelle durchaus
noch steigerungsfähig. In diesem
wirklich und was erwarten wir von
Zusammenhang möchte ich zum
der Zukunft?
wiederholten Mal auf den Wirt -
Die Zukunft sicher vorhersagen, das schaftswissenschaftler Richard Florida
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kann niemand von uns. Wir dürfen verweisen : Für ihn sind für die Ent -
und sollten uns aber die Frage stellen, Dipl.-Ing. Wilfried Grunau ist seit 2014 wicklung einer Wirtschaft Men schen
Präsident des Zentralverbandes der Inge -
welche Herausforderungen uns zu - mit technologischer und ökonomi-
nieurvereine (ZBI) sowie seit 1993 Präsi -
künftig erwarten und wie wir die Ver - scher Kreativität von großer Bedeu -
dent des Verbandes Deutscher Ver -
änderungsprozesse aktiv mitgestalten messungs ingenieure (VDV). tung. Florida sah die positiven Wech -
können. Und wir müssen diese Fragen selwirkungen zwischen Talent, Tech -
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nicht allein im stillen Käm merlein nologie und Toleranz . Dem gegenü-
beantworten, sondern können dazu Das Lernen im Kontext der zuneh- ber aber steht auch die sozioökono-
beispielsweise die oft beschworene menden Digitalisierung von Gesell - mische Segregation mit ihren zum Teil
Schwarmintelligenz einer vernetzten schaft und Arbeitswelt sowie das kri- fatalen Folgen: keine Bildung, kein
Welt zu Rate ziehen. Die Veränderun - tische Reflektieren darüber sind im Job.
gen, Trends und Megatrends, sind all- Übrigen integrale Bestandteile des
Wichtig ist mir in diesem Zusam -
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gegenwärtig und nahezu jedem Bildungsauftrages . Damit dieser
menhang daher die Feststellung:
zugänglich; sie prägen in beängsti- Auftrag in der digitalen Welt gelingt,
Nicht die Digitalisierung vernichtet
gender Konsequenz unsere alltägliche sind jetzt relevante Weichen stel -
Arbeitsplätze, sondern falsche Ent -
Gegenwart. Umso wichtiger sollte es lungen vorzunehmen – dies insbeson-
scheidungen vernichten sie! Die opti-
also für jeden von uns sein, die dere pädagogisch, didaktisch und
male Förderung des Nachwuchses ist
Zukunft aktiv mit zu entwickeln. natürlich technisch-infrastrukturell.
nur eine der Optionen, die Integration
„Und wo sehen Sie sich in fünf Wir haben derzeit viele Heraus - möglichst vieler Menschen in den
Jahren?“ Diese aus Bewerberge - forderungen vor uns: Vernetzte Arbeitsmarkt eine andere. Voraus -
sprächen bekannte Frage gewinnt vor Städte, Smart Home, Shared Economy setzung aber dafür ist ein hohes
diesem Hintergrund eine völlig neue und autonome Fahrzeuge, um nur Bildungs- und Qualifikationsniveau. In
Bedeutung, denn wer die Anzeichen einige wenige Beispiele zu nennen, der Digitalisierung steckt also durch-
be vorstehender Veränderungen recht - werden in wenigen Jahren zu unse- aus auch ein erheblicher sozialer
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