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Ingenieuraus- und -weiterbildung
Digitale Weiterbildung und die Bedeutung der
Qualitätssicherung
Von Dr. Martin Foerster
D ie Herausforderungen der tätssicherung vor neue Herausforde - Themen anboten, hatte sich zwischen
run gen.
2016 und 2018 bereits auf 63% ver-
deutschen Wirtschaft im
Kontext der Digitalisierung
In erster Linie ist ein Nachholdbedarf doppelt. Festzuhalten bleibt, dass die
sind immer wieder beschrieben wor- Nachfrage nach entsprechenden
bei der Weiterbildungskultur festzu-
den: Einerseits herrscht im Land ein Weiterbildungsangeboten groß ist
stellen. Wie eine im November 2018
akuter Mangel an Fachkräften aus und rasant weiterwächst.
veröffentlichte Studie des TÜV-Ver -
dem Informatikbereich, andererseits
bands und des Digitalverbands Bit - Diese wachsende Nachfrage nach
sind digitale Elemente schon jetzt
kom offenlegt, sehen zwar 99% der Weiterbildung gerade in digitalen
Bestandteil fast jeder industriellen
504 befragten Unternehmen eine Technologien ist jedoch von seriösen
Tätigkeit. Adäquate Mitarbeitende zu
finden, die diese Kompetenzen be -
reits mitbringen, ist überaus schwierig
und löst darüber hinaus nicht die
Frage, wie bereits vorhandene Fach -
kräfte mit den digitalen Qualifika -
tionen versehen werden können, um
den Aufgaben der Industrie 4.0 ange-
messen begegnen zu können.
Die deutsche (Hochschul)-Bildungs -
landschaft nähert sich dem Thema
aus zwei Richtungen. Zum einen fin-
den digitale Kompetenzen nach und
nach Eingang in fast alle Studien -
gänge, insbesondere die MINT-Fächer.
Dieser Prozess bringt jedoch neue
Schwierigkeiten mit sich und wird
nicht immer mit viel Begeisterung auf-
genommen. In „traditionellen“ Diszi -
plinen sind die Curricula durch ECTS- Dr. Martin Foerster ist Projektmanager bei der ASIIN Consult GmbH und Ansprechpartner für
Punkte begrenzt, der Umfang an den Bereich Zertifizierung.
unbedingt notwendigen Fachkompe -
tenzen groß und die Bereitschaft, eta- klare Notwendigkeit für Weiterbil - Anbietern kaum mehr zu bewältigen.
blierte Bestandteile zugunsten von dung, weil Schul- und Universitätsbil - Während sich Hochschulen und Uni -
„fachfremden“ Informatikinhalten dung alleine nicht mehr ausreichen, versitäten schwertun, der Nachfrage
aufzugeben, entsprechend gering. aber die Umsetzung lässt zu wün- der Wirtschaft entsprechend ausrei-
schen übrig. 20% der Unternehmen chend Plätze für ihre Informatik-
Mehr Möglichkeiten und schnellere
boten überhaupt keine Weiterbildung Programme bereitzustellen, ist gegen-
Lösungen bietet daher der Ansatz der
an und auch in den übrigen Unter - wärtig auf dem Weiterbildungsmarkt,
Weiterbildung auf allen Ebenen des
neh men investierten die Mitarbei - wo mit Bildung gutes Geld verdient
European Qualifications Framework.
ter*innen durchschnittlichen nicht werden kann, ein erheblicher Wild -
Derartige Ansätze unterstützen in
mehr als 2,3 Tage im Jahr in die An - wuchs zu beobachten.
Deutschland noch vor den Hoch -
eignung neuer Qualifikationen.
schulen viele Fachverbände (u.a. der Somit verhält sich der digitale Weiter -
VDI) mit eigenen Weiterbildungs - Bei durchschnittlich 709 EUR, die pro bildungsmarkt in Deutschland aktuell
akademien. Der Gedanke, Mitarbei - Mit arbeitenden jährlich für die Wei - wie die Bildungslandschaft in vielen
ter*in nen punktuell in erforderlichen ter bildung zur Verfügung stehen, sind Entwicklungsländern: Staatliche Ein -
Kompetenzen zu schulen, ist attraktiv ohnehin keine großen Sprünge mög- richtungen können die wachsende
und ganz im Sinne des Life-Long- lich. Und dennoch: die Zahl der Be - Nachfrage nicht mehr bedienen, die
Learning, stellt aber zuerst die Infra - triebe, die ihren Beschäftigten eine erworbenen Qualifikationen sind aber
struktur und nachfolgend die Quali - Weiterbildung zu digitalbezogenen für die nationale Wirtschaft und
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