Page 7 - ZBI-Nachrichten 4-2020
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Ingenieure in der Wirtschaft
Technologie der Zukunft: Künstliche Intelligenz
Unternehmen treiben, Rahmenbedingungen bremsen
K ünstliche Intelligenz (KI) gilt Grund für die Verschlechterung sind „Grundsätzlich freuen wir uns, dass
als eine der wichtigsten Tech -
vor allem weniger Kooperationen zwi-
sich KI weiterentwickelt“, sagt IW-
nologien der Zukunft. Mit KI
zudem beschäftigt sich die Politik sel-
lassen sich Ressourcen sparen, Pro - schen Forschung und Unternehmen, Studienautor Henry Goecke. „Aller -
dings gibt es immer noch einige
duktionsabläufe verbessern und Kun - tener mit dem Thema. In einigen Be - Hemmnisse. Beispielsweise stellt feh-
den besser erreichen. Dennoch hat die reichen gab es allerdings auch Ver - lende Rechtssicherheit für viele Unter -
Technologie in Deutschland noch besserungen: So gibt es deutlich mehr nehmen eine Herausforderung dar.“
einen weiten Weg vor sich: Das zeigt wissenschaftliche Publikationen zu KI, Es ist beispielsweise nicht immer klar,
der neue KI-Monitor, der in Koope - auch die digitale Infrastruktur hat sich ob Unternehmen, die Maschinen mit
ration mit dem BVDW entstanden ist positiv entwickelt. Weitere gute Nach - KI-Technologie nutzen, für Fehler haf-
und künftig jährlich veröffentlicht richten: Immer mehr junge Menschen ten müssen – das schreckt ab. Viele
wird. Das IW hat dafür einen Index absolvieren Informatik-Abschlussprü - Unternehmen befürchten zudem eine
entwickelt, der untersucht, welche fun gen. sogenannte Überregulierung, also
Rolle KI in der Wirtschaft, der Gesell - etliche Gesetze, Vorschriften und
schaft und der Politik spielt. Insge samt Die größten Treiber der Technologie Auflagen, die mit der KI-Nutzung ein-
hat die Bedeutung von Künst licher sind Unternehmen, die KI positiv ge - hergehen. Auch das würde den wei-
Intelligenz in Deutschland von 2019 genüberstehen und vermehrt einset- teren Ausbau beschränken – und
auf 2020 zugenommen: Der KI-Index zen. So nutzten im Herbst 2019 rund international einen deutlichen Wett -
stieg um 7,85 Prozent auf 107,85. Das zehn Prozent der deutschen Indus - bewerbsnachteil bedeuten. „Es ist
Wachstum ist vor allem der Bedeu - trie unternehmen KI, im Frühjahr die- klar, dass für KI Regeln notwendig
tung von KI in der Wirt schaft als größ- ses Jahres waren es fast 13 Prozent. sind, die nun entwickelt werden müs-
tem Treiber (+6,39 Prozent) und der Zu dem stieg die Zahl der Unter - sen“, so IW-Studienautorin Vera De -
Gesellschaft (+1,85 Prozent) zu ver- nehmen, die KI-Patente anmeldeten mary, „aber diese müssen so gestaltet
danken. Die politischen Rahmenbe - – Unter nehmen forschen also auch sein, dass sie Freiraum geben für
dingungen haben sich hingegen um - selbst und bringen die Technologie so Innovationen.“
0,39 Prozent verschlechtert. voran. (iw)
KI für nachhaltige Kreislaufwirtschaft
Was können Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik zu einer Verbesserung der Recyclingquote bei großstückigen Abfällen
beitragen? Dies ist die zentrale Fragestellung im Kooperationsprojekt „Smart Recycling“ des federführenden Deutschen
Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft (IEKrW) an der
Hochschule Bremen. Noch bis Mitte Dezember wollen die Projektpartner entsprechende Konzepte entwickeln. Dabei wer-
den sowohl technische als auch ökonomische Herausforderungen berücksichtigt.
Die Lösungen sind zwar primär für die Kreislaufwirtschaft gedacht, sollen aber auch in anderen Bereichen angewendet
werden können. Beispiele: Katastrophenschutz, Naturschutz durch automatisierte Abfallsammlung, nachhaltige
Landwirtschaft, ökologisch verträglicher Bergbau, Wartung und Pflege von Infrastrukturen oder die Industrie 4.0. Das
Projekt „Smart Recycling“ unterstützt mit seiner effizienten Kl- und Robotik-basierten Lösung unter anderem die im
Deutschen Ressourcen-Effizienzprogramm festgelegten Ziele zur Steigerung der Recyclingrate bei Siedlungsabfällen auf
über 65 Prozent, des Recyclinganteils von Kunststoffabfällen und des Einsatzes von Recycling-Baustoffen.
Vom effizienteren Recycling großstückiger Abfälle, vor allem im Bereich der Bauwirtschaft, wird ein signifikanter ökologi-
scher Nutzen erwartet: Von den rund 412 Millionen Tonnen Abfall in Deutschland sind 220 Millionen Tonnen Bau- und
Abbruchabfälle (Daten aus 2017, Statistisches Bundesamt). Dabei spielt die Sortierung der Abfälle für die Erhöhung der
Ressourceneffizienz eine entscheidende Rolle. Hier setzt das Vorhaben Smart Recycling an: Durch den Einsatz moderner
Sensorik, KI-Methoden und Robotik soll die Sortierung von Abfällen verbessert und damit die Ressourceneffizienz erhöht
werden. Das Vorhaben wird den Einsatz der genannten Techniken eruieren und entsprechende Ansätze zur Steigerung der
Effizienz vorschlagen.
(Hochschule Bremen)
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