Page 17 - ZBI-Nachrichten 4/2017
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Bericht aus Berlin
Kompetenzgerangel beenden und Digitalisierung voran -
bringen!
W ie kann die Digitali - Aktuell befassen sich aber die unter- Durcheinander und Kompetenz ge -
rangel endlich beendet werden.“
sierung in Deutschland
schiedlichsten Ministerien, zum Teil
vorangebracht werden
Sie aus einer Hand anzugehen und
und welche technischen, wie auch sogar redundant, mit diesen Dingen. Der digitale Wandel bringt enorme
Herausforderungen mit sich, die uns
gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür ein eigenes Ministerium einzu-
alle betreffen und die wir auch ge -
müssen geschaffen werden, um auch richten ist eine der zentralen Forde -
meinsam beantworten müssen,
künftig in der digitalen Welt bestehen rungen der im ZBI zusammenge-
waren sich Wilfried Grunau und
zu können. schlossenen Ingenieurverbände: „Wir
Bernd Wegner einig. Es gebe in die-
brauchen eine neue politische Leit -
Diesen Fragen gingen Bernd Wegner sem Umfeld noch zu viele Defizite,
linie, um die Digitalisierung insbeson-
(CDU), Mitglied des Saarländischen auch was netzpolitische Frage -
dere im Mittelstand noch mehr zu för-
Landtages und Präsi dent der Hand - stellungen angehe. (ZBI)
dern. Die besten Ideen und Konzepte
werks kammer des Saar landes sowie
gehen oft ungenutzt verloren, weil
Dipl.-Ing. Wilfried Grunau, Präsident
zum einen die technischen Infra -
des Zentralver bandes der Ingenieur -
strukturen nicht ausreichend gegeben
vereine (ZBI) bei einem Treffen in
sind, zum anderen die notwendigen
Königswinter nach.
politischen Reformen nicht progressiv
Breitbandausbau, Industrie 4.0, auto- genug umgesetzt werden“, sagte
nomes Fahren und IT-Sicherheit: Die Wilfried Grunau. „Die politische Ver -
Themen der Digitalisierung sind viel- antwortung für die Digitalisierung
fältig und hinreichend bekannt. muss in einer Hand liegen und das Wilfried Grunau (li.) und Bernd Wegner (re.)
Automatisiertes und vernetztes Fahren
Bundesminister Alexander Dobrindt hat Ende August im Kabinett den Bericht der Ethik-Kommission zum automatisierten
Fahren vorgestellt. Das Experten-Gremium unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Prof. Dr. Dr. Udo Di
Fabio hat darin Leitlinien für die Programmierung automatisierter Fahrsysteme entwickelt.
Dobrindt: „Die Interaktion von Mensch und Maschine wirft in der Zeit der Digitalisierung und der selbstlernenden Systeme
neue ethische Fragen auf. Das automatisierte und vernetzte Fahren ist die aktuelle Innovation, bei der diese Interaktion in
voller Breite Anwendung findet. Die Ethik-Kommission im BMVI hat dafür absolute Pionierarbeit geleistet und die weltweit
ersten Leitlinien für automatisiertes Fahren entwickelt. Diese Leitlinien setzen wir jetzt um – und bleiben damit internatio-
nal Vorreiter für die Mobilität 4.0.“
Der Bericht der Ethik-Kommission umfasst insgesamt 20 Thesen. Kernpunkte sind:
n Das automatisierte und vernetzte Fahren ist ethisch geboten, wenn die Systeme weniger Unfälle verursachen als
menschliche Fahrer (positive Risikobilanz).
n Sachschaden geht vor Personenschaden: In Gefahrensituationen hat der Schutz menschlichen Lebens immer höchste
Priorität.
n Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist jede Qualifizierung von Menschen nach persönlichen Merkmalen (Alter,
Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution) unzulässig.
n In jeder Fahrsituation muss klar geregelt und erkennbar sein, wer für die Fahraufgabe zuständig ist: Der Mensch oder
der Computer.
n Wer fährt, muss dokumentiert und gespeichert werden (u.a. zur Klärung möglicher Haftungsfragen).
n Der Fahrer muss grundsätzlich selbst über Weitergabe und Verwendung seiner Fahrzeugdaten entscheiden können
(Datensouveränität).
Die Ethik-Kommission des BMVI bestand aus 14 Wissenschaftlern und Experten. Dazu zählen u.a. Verkehrsexperten,
Rechts wissenschaftler, Informatiker, Ingenieure, Philosophen, Theologen, Verbraucherschutz-, Verbands- und Unter -
nehmensvertreter. Den gesamten Bericht der Ethik-Kommission finden Sie unter http://bit.ly/2xa3iVX. (BMVI)
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