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Ingenieure in der Gesellschaft



             Verkehr, Quartier, Kultur. Die neuen Infrastrukturen bauen

             Strategiepapier zum Ettersburger Gespräch 2017




           B      ei  der  Sanierung  und  Ent -  Bauschaffenden  an  die  Verantwort -  lität beiträgt. Aus diesem Grund müs-
                  wicklung  von  Infrastrukturen
                                               lichen aus Politik und Gesellschaft, die
                                                                                  sen  städtebauliche,  architektonische
                   können  entscheidende  An -
                                                                                  von  Verkehrsprojekten  maßgebliche
            ker punkte  gesetzt  werden,  durch  bauliche Qualität der Lebensräume zu  und  stadtgestalterische  Qualitäten
                                               optimieren und formuliert hierzu drei
            gute  Planung  und  Gestaltung  die  Thesen:                          Entscheidungskriterien  auch  in  den
            Lebensqualität  aller  maßgeblich  zu                                 Bewertungs- und Förderrichtlinien des
            verbessern,  sagte  Reiner  Nagel,  Vor -                             Bundes sein.
                                               Verkehr – integriert Planen,
            standsvorsitzender  der  Bundesstif -  Bauen und Unterhalten
            tung  Baukultur.  „Verkehr,  Quartier
                                                                                  Quartiere – durch Mischung
            und Kultur müssen dabei als konditio-  Infrastrukturen gewährleisten die flä-
            nierende  Standortfaktoren  zusam -  chendeckende  Versorgung  mit  Ener -  städtebaulich gestalten
            men gedacht  werden.“  Baustaatsse -  gie  und  Gütern  ebenso  wie  die  Mit  der  Energiewende,  dem  wirt-
            kre tär Gunther Adler forderte „mehr  Erreichbarkeit  von  Arbeitsplätzen,  schaftsstrukturellen  und  demografi-
            Planungsqualität,  mehr  Wettbewerb  Wohnorten  und  Freizeitangeboten.  schen  Wandel  wie  auch  der  Anpas -
            und mehr Beteiligung“.             Sie prägen wesentlich die Stadt- und
                                                                                  sung an die Bedürfnisse einer kulturell
                                               Landschaftsräume in Deutschland. Sie
            Am 21. und 22. September 2017 tra-                                    heterogenen  Bevölkerung  sind  neue
                                               sind flächenrelevant und räumlich zu
            fen  sich  100  Entscheider  aus  Politik,                            Herausforderungen  an  das  Zusam -
                                               planen.  Ihr  Unterhalt  und  Ausbau
            Bau-  und  Immobilienbranche  auf                                     men leben,  die  Infrastruktur-  und
                                               erfordert jährlich umfangreiche Inves -
            Schloss  Ettersburg  bei  Weimar.  Sie                                Quar tiersentwicklung   sowie   die
                                               titionen.  Ziel  muss  es  sein,  die  Ener -
            diskutierten  das  Thema  „Verkehr,                                   Sicherung  der  Daseinsvorsorge  ver-
                                               gieproduktion und -versorgung sowie
            Quartier,  Kultur.  Die  neuen  Infra -                               bunden. Der umfassenden Quartiers -
                                               den  Individual-  und  Nahverkehr  effi-
            strukturen  bauen“  anhand  von                                       entwicklung  kommt  daher  in  allen
            aktuellen  Praxisbeispielen  wie  der  zienter  und  flächenschonender  zu  ihren Aspekten eine Schlüsselrolle zu.
                                               organisieren  sowie  eine  integrierte
            Elbphilharmonie  Hamburg  oder  der                                   Hierzu  zählen  das  Angebot  an  Ge -
                                               Verkehrsentwicklungsplanung   zur
            Düsseldorfer  U-Bahnstrecke  Wehr -                                   werbe,  Einzelhandel,  Dienstleis tun -
                                               Anbindung von Städten, Gemeinden
            hahn-Linie. Dabei beleuchteten kom-                                   gen,  neuen  Arbeitsorten,  Bildungs-
            munale Projektleiter, Architekten und  und  Quartieren  zu  betreiben.  Dabei  und  Betreuungsmöglichkeiten,  Ge -
                                               geht  es  aus  Sicht  der  Baukultur
            Ingenieure  aus  unterschiedlichen                                    sundheitseinrichtungen,  Kultur-  und
                                               darum, neue Mobilitäts- und Logistik -
            Blickwinkeln  die  Herausforderungen                                  Freizeitmöglichkeiten  sowie  Gastro -
                                               konzepte kontextuell gut zu integrie-
            umfassender  Bauvorhaben.  Die  Pro -                                 nomie.  Zudem  haben  attraktiver
            zessqualität  sei  entscheidend  für  das  ren  und  den  Flächenverbrauch  zu  Wohnraum  für  unterschiedliche  Be -
                                               minimieren. Intelligente Planung und
            Gelingen komplexer Infrastruktur pro -                                völ kerungsgruppen und qualitätsvolle
                                               Steuerung  von  Abstimmungs-  und
            jekte.  Bereits  in  der  Vorbereitungs -                             öffentliche  Räume  und  Grünflächen
                                               Genehmigungsverfahren,  Prozessen,
            phase,  der  sogenannten  Phase  Null,                                Schlüsselbedeutungen  für  das  Quar -
            sollten alle Beteiligten mit einbezogen  Datenaustausch  und  Schnittstellen  tier.
                                               sparen Kosten und Zeit und sind un -
            werden,  um  partnerschaftlich  zum
                                               verzichtbare  Bestandteile  auf  dem  Für  den  Neubau  und  die  Weiter -
            Ziel  zu  gelangen.  Allgemeingültige
                                               Weg  zu  nachhaltigen  und  wider-  entwicklung von Quartieren sind inte-
            Lösungen gebe es nicht: Jedes Projekt
            erfordere  ein  Aushandeln  der  Be -  standsfähigen  Verkehrsinfra struktu -  grative  Konzepte  erforderlich.  Nut -
                                               ren.  Investitionsmaßnahmen  in  tech-  zungsmischung  fördernde  Rahmen -
            teiligten und den unbedingten Willen
                                               nische  Infrastrukturen  bieten  die  be dingungen im Planungs-, Bau- und
            der am Bau Beteiligten zum Bauwerk,
                                               Chance,  durch  fachübergreifendes  einschlägigem Fachrecht, Steuer- und
            um lösungsorientiert und zielgerichtet
                                               Planen und Bauen und eine frühzeiti-  Wirtschaftsrecht  sowie  passende
            zu agieren.
                                               ge  Beteiligung  der  Öffentlichkeit  Finanzierungs-  und  Förderinstru men -
                                               einen  gestalterischen  Mehrwert  für  te  können  diesen  Ansatz  unterstüt-
            Strategiepapier
                                               öffentliche  Stadt-  und  Landschafts -  zen. Alle baulichen Maßnahmen soll-
            Zum  Abschluss  des  Ettersburger  Ge -  räume zu erzielen, der den jeweiligen  ten  die  erforderlichen  Transforma -
            sprächs verabschiedete der interdiszi-  Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird  tionsprozesse  berücksichtigen.  Dabei
            plinäre Kreis einvernehmlich ein Stra -  und damit dauerhaft zu einer Verbes -  gilt es, das Potenzial des baukulturel-
            te giepapier. Darin appellieren die 100  serung der Standort- und Lebensqua -  len Mehrwerts zu heben.
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