Page 14 - ZBI-Nachrichten 5-6/2018
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Ingenieure in der Gesellschaft
DLR-Forscher testen Funksystem für die Zug-zu-Zug-
Kommunikation
Sichere Datenübertragung zwischen Zügen mit dem 5G-Mobilfunksystem
D ie neuen 5G (fünfte Genera - Lupe genommen”, sagt Stephan Die Gleise der RWTH Aachen bieten
auf kleinstem Raum eine Vielfalt an
tion) Mobilfunksysteme er -
Sand, Projektleiter und Teamleiter
möglichen eine zuverlässige,
sichere und drahtlose Datenüber - Nachrichtensysteme. unterschiedlichen Umgebungsbedin -
gungen. So konnten automatische
tragung. Damit wird im Schienen - Kopplungsmanöver in verschiedenen
Kommunikation zwischen
verkehr das virtuelle Kuppeln, das Umgebungen, wie freies Umfeld, in
Zugwaggons
heißt das selbstständige und berüh- der Nähe des Bahnsteigs und neben
rungslose Kuppeln von Zügen wäh- Im Rahmen ihrer Messkampagne Bäumen und Büschen durchgeführt
rend der Fahrt zu längeren, virtuellen haben die Forscher auf einem Schie - werden sowie gerade und gekrümm-
Einheiten möglich. Forscher des Deut - nentestgelände in Aachen die Über - te Gleisabschnitte verglichen werden.
schen Zentrums für Luft- und Raum - tragungsmöglichkeiten zwischen Zug - Zur Analyse der Übertragungseigen -
fahrt (DLR) haben bei einer Mess - waggons auf kurzen und mittleren schaften, wurden die Millimeter wel -
kampagne auf dem Testgelände der Distanzen untersucht. Dabei konnten len-Signale mit dem DLR-”Channel
RWTH Aachen untersucht, ob Züge die Forscher erstmals in Europa dyna- Sounder” aufgezeichnet, ein vom
mit einem für diese Anwendung ent- mische Messungen der Funkaus brei - DLR entwickeltes Messinstrument, mit
wickelten Millimeterwellen-Funk sys - tung zwischen Zügen im Millimeter - dem die Ausbreitung der Funksignale
tem mit hohen Datenraten und bei wellen-Band durchführen. Das Institut analysier wird. Darauf aufbauend
minimaler Verzögerungszeit unterein- für Schienenfahrzeuge und Transport - kön nen dann sichere und schnelle
ander kommunizieren können. Erste systeme (IFS) der RWTH Aachen stellte Kommunikationssysteme entwickelt
Ergebnisse zeigen, dass eine stabile zwei selbstgetriebene Versuchszug - werden.
und sichere Kommunikation bis zu wagen zur Verfügung, wodurch die
einer Distanz von rund 130 Metern Messungen unter eisenbahnspezifi- Austausch sicherheits -
möglich ist. schen Bedingungen durchgeführt kritischer Daten per Funk
werden konnten. Die Millimeter wel -
möglich
len-Funkmodule wurden auf den
Mehr Effizienz und Flexibili -
Kupp lungen der Zugwagen montiert. Die ersten Ergebnisse haben gezeigt:
tät im Schienenverkehr
„Neben den Übertragungseigen - die Kommunikation über Millimeter -
Das automatische Kuppeln von Zügen schaften konnten wir mit diesem Ver - wellen ist selbst über größere Dis -
und die virtuelle Verbindung von ein- suchsaufbau auch den Einfluss der tanzen bis zu 130 Metern möglich.
zelnen Zugwaggons oder ganzen Zugvibrationen und des Kopplungs - Eine vielversprechende Erkenntnis,
Zügen ist ein wesentlicher Schritt hin vor gangs auf die Millimeterwellen- denn auch physisch gekoppelte Zug -
zu mehr Flexibilität und Effizienz im Systeme analysieren”, erläutert Sand. wagen sollen künftig sicherheitskriti-
Schienenverkehr. Für die sichere und
schnelle Kommunikation der Züge
untereinander eignet sich eine Funk -
wellenübertragung im Millimeter -
wellenband zwischen 63 und 64 GHz.
Für diesen im Mobilfunk noch wenig
genutzten Frequenzbereich entwik-
kelten Forscher des DLR-Instituts für
Kommunikation und Navigation ein
neuartiges Millimeterwellen-Funkmo -
dul. „Für eine sichere Automatisie -
rung im Zugverkehr muss die Daten -
übertragung selbst unter schwierig-
sten Verhältnissen, wie zum Beispiel
einer hohen Zuggeschwindigkeit, in
Echtzeit funktionieren. Deshalb haben
wir die Übertragungseigenschaften in
unserer Messkampagne unter die Zug-zu-Zug-Kommunikation im Test. Quelle © DLR.
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